![]() |
Archiv für Slavische Philologie
Herausgegeben von V. Jagić
Sechzehnter Band.
Berlin, Weidmännische Buchhandlung. 1894.
Scans of the two articles (0.9 Mb) |
- E. Kalužniacki: Zur Geschichte der bulgarischen Benennung der Stadt Philippopel (Archiv für Slavische Philologie, Bd. XVI, Berlin, 1894, с. 594-596)
- Const. Jireček: Zum Namen Plovdin oder Plovdiv (Archiv für Slavische Philologie, Bd. XVI, Berlin, 1894, с. 596-600)
Zur Geschichte der bulgarischen Benennung der Stadt Philippopel.
Bekanntlich wird die Stadt, welche ursprünglich Eumolpias hiess, dann aber, nach ihrer Unterjochung durch Philipp II. von Macedonien, Philippopolis genannt wurde und unter dem letzteren Namen den Griechen und den Völkern des Abendlandes bis heute geläufig ist, von den Bulgaren der Gegenwart Пловдивъ (spr. Plovdiv) geheissen. In einer etwas früheren Zeit scheint, wie dies die beiden in den Monumenta Serbien von Miklosich unter Nr. 448 und 449 abgedruckten Urkunden und ausserdem die einschlägigen Stellen in den serbischen Annalen (ausgezogen unter anderen im Рјечник из књиж. старина српских von G. Daničić II, 315) darthun, zur Bezeichnung der Stadt Philippopel auch die Form Пловьдинь, resp. Пловдинь gebräuchlich gewesen zu sein. Doch ob man Пловдивъ oder Пловьдинь, bezw. Пловдинь sagt, es ist klar, dass keine von diesen Formen, die sich ja nur in Bezug auf das Stammbildungssuffix und nicht auch in Bezug auf den Lautcomplex, der der eigentliche Träger der Bedeutung ist und als solcher das Wesen der betreffenden Nomenclatur ausmacht, unterscheiden, — die ursprüngliche sein könne. Im Gegentheil, es kann für einen Fachmann gar nicht zweifelhaft sein, dass beide Formen, d. h. sowohl die von den Bulgaren der Gegenwart gebrauchte als auch die uns durch serbische Quellen des XV. und XVI. Jahrh. überlieferte, das Product eines sprachlichen Zustandes darstellen, der von dem ursprünglichen durch eine nicht unbedeutende Kluft getrennt ist.
Wenn dem aber so ist, so ist die Frage, die wir nunmehr zu beantworten haben, die, ob die sprachlichen Glieder, aus welchen die gegenwärtig übliche bulgarische Bezeichnung der Stadt Philippopel hervorgegangen ist, sich noch irgendwie eruiren lassen. Es gereicht mir zur Befriedigung, constatiren zu können, dass wir gegenwärtig allerdings in der Lage sind, auf diese Frage die erwünschte Auskunft zu geben.
595
So hat beispielsweise schon Dr. G. Krek in seiner ebenso instructiven als anregenden Einleitung in die slavische Literaturgeschichte, Graz 18872, S. 553 f., nach Zurückweisung der älteren, diesbezüglich vorgebrachten Vermuthungen auf den Umstand hingewiesen, dass die Stadt, welche die Griechen seit dem IV. Jahrh.v.Chr. Φιλιππόπολις, auch Φιλιππούπολις nannten, um die Mitte des VI. Jahrh. n. Chr. bei den Eingeborenen nach dem Zeugnisse des Jornandes Pulpudeva hiess. Und da diese letztere Bezeichnungsweise zu der heute üblichen bulgarischen jedenfalls in einer viel näheren und augenscheinlicheren Beziehung steht, als etwa Φιλιππόπολις oder als selbst das von Drinov, Заселеніе балканскаго полуострова Славянами, S. 28, Anm. 112. substituirte Πλωτινόπολις, so hat der genannte Gelehrte keinen Anstand genommen, aus diesem Umstande die gewiss sehr berechtigte Schlussfolgerung abzuleiten, dass das Jornandische Pulpudeva das Prototyp war, aus dem sich das heute übliche Plovdivъ entwickelt hat.
Doch so naheliegend und so wahrscheinlich diese Ansicht auch sein mag, sie würde nicht genügen, eventuellen Anfechtungen Stand zu halten, falls es nicht gelungen wäre, eine Belegstelle zu finden, welche uns erlaubt, den von Krek behaupteten Zusammenhang zwischen dem Jornandischen Pulpudeva und dem heute üblichen Plovdivъ, als einen zweifellosen anzusehen. In dem sogenannten Apostolarium Christinopolitanum, das sich gegenwärtig in der Bibliothek des Stauropigianischen Instituts zu Lemberg befindet und auf Grund einer noch älteren bulgarischen Vorlage schon im XII. Jahrh. zu Stande kam [1], bekommen wir nämlich in der Vorrede zu der ersten Epistel des Apostels Paul an die Thessalonicher wörtlich Folgendes zu lesen:
Сию поущаѥть ѡт Аѳинъ, видѣвъ ихъ прѣже и ходивъ сквозѣ ıа. А съказаниѥ єпистолиıа се ѥсть: Ап͞лъ многъı печали приимъ въ Веріи и въ Плъ́пдивѣ Македоньскѣмь и въ Корин’ѳѣ, разоумѣıа же, ѥлико подъıа стр͞сти въ Селоун’и ıакоже и въ инѣхъ градѣхъ, да боıа сѧ, да не, слъıшавъше, Селоунıане, пакостьни боудоуть ѡт неприıазни сотонинъı, оу̓вѣдѣвъ же, ıако и мьртвъıхъ зѣло желѣють, сего дѣлма поущаѥть Тимóѳеıа съ єпистолиѥю сею к ни̓мъ.
Nun ist es zwar richtig, dass die hier vorliegende Stelle und zumal die Nomenclatur Плъ́п’дивъ [= Плъпъдивъ) nicht auf die Stadt Philippopel, sondern auf jene Stadt Bezug hat, welche als athenische Colonie zunächst Krenides hiess und erst seit dem J. 35S v. Chr., nachdem sie durch Philipp II. von Macedonien erobert worden ist, den Namen Φιλίπποι erhielt. Wenn man aber bedenkt, dass beide Benennungen, d. h. sowohl Φιλιππόπολις als auch Φιλίπποι, dem Wesen nach identisch sind, indem beiden der Name des Königs Philipp II. von Macedonien zu Grunde liegt, so wird man in dem Umstande, dass jene Stelle speciell auf die Stadt Philippi Bezug hat, Anlass zu Bedenken nicht finden. Es ist vielmehr einleuchtend, dass mit demselben Rechte, wie die macedonische Stadt Philippi, auch die thrakische Stadt Philippopolis in älterer Zeit bulgarisch Плъпъдивъ heissen konnte und wie Alles,
1. Diese in vieler Beziehung sehr wichtige Handschrift soll den zweiten Band meiner Monumenta linguae palaeoslovenicae bilden und, wie ich hoffe, schon demnächst in Druck gelegt werden.
596
wie namentlich auch die uns von Jornandes überlieferte Nomenclatur dafür spricht, auch wirklich so geheissen hat.
Das Resultat, zu dem wir gelangen, ist also, dass die Stadt Philippopel bei den die Balkanhalbinsel bewohnenden Slaven unter dem Einflusse der ihnen wahrscheinlich von ihren thrakischen Vorgängern und eine Zeit lang auch Landesgenossen übermittelten alten thrakischen Bezeichnung für diese Stadt zunächst Плъпъдивъ hiess, wobei freilich festgehalten werden muss, dass dieses Плъпъдивъ nicht etwa zweisilbig, sondern, wie es sowohl die altslovenische Grammatik lehrt, als auch die Jornandische Schreibung ihrerseits bestätigt, zunächst viersilbig, d.h. wie Plŭ-pŭ-di-vă gesprochen wurde. Sodann kam eine Zeit, wo in Folge der Verstummung des auslautenden ъ ( = ă) das in Rede stehende Wort dreisilbig, also = Plŭ-pŭ-div(ă), und schliesslich eine Zeit, wo es in Folge der Verstummung auch des ъ (= ŭ) im Gliede пъ zweisilbig, also = Plŭp(ŭ)-div(ă) lautete. In einer noch späteren Zeit — den geschriebenen Quellen zufolge schon im XV. oder vielleicht schon im XIV. Jahrli. — kam endlich in Folge des Ueberganges des лъ in ло und der in ihren Gründen allerdings nicht ganz klaren Ersetzung des п durch в die gegenwärtig übliche Form der betreffenden Nomenclatur, — nämlich die Form Пловдивъ (= Plovdiv) zum Vorschein.
Was kann aber — entsteht jetzt die ungleich schwierigere Frage — die uns von Jornandes überlieferte und, wie wir angenommen haben, alte thrakische Benennung der Stadt Philippopel eigentlich denn bedeuten ? Ich gestehe, dass ich bei dem Umstande, als uns aus der Sprache der alten Thraker nur einige wenige, von griechischen und römischen Schriftstellern noch dazu arg verstümmelte Worte bekannt sind, die beiden albanesischen Dialecte hingegen, sowie die thatsächlich noch in der Sprache der Rumänen vorhandenen thrakischen Ueberreste einen genügenden Anhaltspunkt nicht bieten, auf diese letztere Frage eine positive Antwort zu geben nicht vermag. Nur in Form von Vermutlungen würde ich immerhin die Behauptung wagen, dass das uns von Jornandes überlieferte Pulpudeva allem Anscheine nach eine thrakische Umschreibung des Begriffes ist, der auch der betreffenden griechischen Nomeuclatur, d. i. der Nomenclatur Φιλιππόπολις, zu Grunde liegt. Der Umstand, dass auch eine andere Stadt, die ihren Namen notorisch von Philipp II. hat, — ich meine die Stadt Philippi — dem Apostolarium Christinopolitanum zufolge Плъпъдивъ, d. i. also für die thrakische Periode Pulpudiva hiess, dürfte diese meine Vermuthung nur noch annehmbarer machen.
Kalužniacki.
* * *
Zum Namen Plovdin oder Plovdiv.
Die bulgarischen Benennungen der thrakischen Dreihügelstadt, welche bei den Griechen und im Auslande seit mehr als 22 Jahrhunderten unter dem Namen des Königs Philipp II. von Makedonien bekannt ist, bieten der Erklärung manche Schwierigkeiten. Der Venetianer Xegri (1557), der Metropolit Meletios von Arta († 1714, der Neugrieche Georgios Tsukalas Ἱστοριογεωγραφικὴ περιγραφὴ τῆς ἐπαρχίας Φιλιππουπόλεως, Wien 1851, S. 55 und
597
früher auch M.S. Drinov (Заселеніе балканскаго полуострова Славянами, Moskau 1873, S. 28) dachten an das antike Plotinopolis, das aber nach den römischen Itinerarien fern von der Philippstadt, südlich von Adrianopel auf dem Wege nach Trajanopolis lag, abgesehen davon, dass sich das vd in Plovdin oder Plovdiv aus Plotinopolis nicht erklären liesse. Erst in neuerer Zeit wurde man auf den alten thrakischen Namen der Stadt bei Jordanes (schrieb 551), De summa temporum vel origine aetibusque gentis Romanorum aufmerksam, in der Ausg. von Mommsen (1882 , S. 2S, 37 Pulpudeta Var. später Codd. -deba, -dena). W. Tomaschek fragte in der Oesterr. Gymnasialzeitschrift 187S, S. 200 : »lässt sich daraus etwa gar ein Uebergang zu dem bulg. Plowdin, Plowdiw entnehmen ?« Näher führte den Zusammenhang V. Vasiljevskij aus im Journal des russ. Unterrichtsministeriums 1882 Aug., S. 380. M. S. Drinov veröffentlichte in der Philippopler bulgarischen Monatsschrift »Nauka«, II. Jahrg. 1882, S. 355—358 eine Notiz »Пo въпроса за названието на Пловдивъ«, in welcher er meint, die Slaven hätten bei ihrer Einwanderung den thrakischen Namen bereits in zwei Formen angetroffen, als Pulpudeva und Pulpudena, und daraus seien die beiden Formen Plovdiv und Plovdin entstanden, von denen allmählich die erstere, jetzt herrschende, die Oberhand gewonnen hat.
Dass Pulpudeva und Φιλιππούπολις der Bedeutung nach gleichkommen dürften und dass der erste Theil des thrakischen Namens eine Umformung des makedonischen Königsnamens, der zweite aber das in so vielen thrakischen Ortsnamen (aber nur in Dakien und Moesien, nicht in Thrakien) sich wiederholende, als Bezirk, Gau erklärte -dava sei, hat Krek, Einleitung in die slav. Literaturgesch.. 2. Aufl. (1887 , 554 Anm. als Vermuthung ausgesprochen, jedoch mit der ausdrücklichen Reserve, »um auf diesem unsicheren Boden nicht am Ende auch auf den Weg zu gerathen, der zur Volksetymologie führt«. In den »Cesty po Bulharsku« (1888, S. 93) habe ich die Möglichkeit einer ursprünglichen Form Filippo-dava zugegeben, aber mit der Skepsis, zu welcher die Namensforschung langsam führt, der Ableitung des slavischen Namens von dem thrakischen des Jordanes einige Zweifel entgegengestellt (ib. S. 95, vgl. Fiirstenthum Bulgarien S. 385). Plovdiv kann man von Pulpudeva lautlich schon herleiten, aber eben diese Form auf -iv lässt sich über das XVII. Jahrh. hinaus nicht zurückverfolgen; alle älteren Erwähnungen haben die Endung -in. Diese sollte nach der Analogie zahlreicher romanischer Auslaute auf -oma, -ona, welche von den Slaven zu -im, -in umgeformt wurden (Albona Labin, Nona Nin, Scardona Skradin, Salona Solin, Ankona Jakin, Koma Rim etc.), eher zu einer antiken Grundform mit der Endung -ona führen. Endungen auf -in (oder richtiger -inъ) sind bei den Umformungen aus den antiken vorslavischen Ortsnamen überhaupt zahlreich: Odrin Urkunde des Car Asên II.; dessen Inschrift von 1230 in Trnovo, in den Mosk. Чтенія 1859, II, vgl. Cesty po Bulharsku 170; ebenso in den bulg. historischen Zusätzen zu der Uebersetzung des Konstantinos Manasses; in der Uebersetzung des Zonaras, Starine 14, 139) aus Ἁδριανού (sc. πόλις), noch jetzt überall in Bulgarien unter dem Volke neben dem türk. Edrené allgemein gebräuchlich, was zu Archiv f. slav. Phil. XIII, 636 ausdrücklich zu bemerken ist (Drenopolje in den Mon. serb.;
598
bei Mich. Konstantinović u. s. w. scheint serbischen Ursprungs zu sein); Бъдъıнъ, Bodon der Ungarn, Bedino 1331 (Archiv f.sl.Phil. XIV, 257), ohne Zweifel aus dem Namen des römischen Castells Bononia an derselben Stelle u. s. w.
Ich habe die Stellen gesammelt, wo der slavische Name von Φιλιππούπολις vor 1700 vorkommt, und theile sie hier mit [1].
1. Die serb. Annalen: 1386 eroberte Sultan Murat Пловдинь и дроуге градове грьчьске и бльгарске (Ausg. von Ljubomir Stojanović, Glasnik Bd. 53, S. 72) und 1410 tödtete Sultan Musa die Brüder Vuk und Lazar Branković оу Пловьдиноу (ib. S. 79).
2. Der ragusanische Senat bestätigt in einem Briefe an die Gesandten bei der Pforte, Peter Luccari und Georg Gozze, am 22. November 1430 den Empfang ihres Schreibens vom 22. October aus Plovdin: »lettere, fatte in Ploudin« (Lett. e Comm. di Levante 1430—1435, Arch. Rag.).
3. In einem Briefe Hunyad’s über den Feldzug von 1443 wird unter den türkischen Heerführern »Izaak, regeus Plowdensis« genannt (Katona XIII, 251 sq., vgl. Huber im Archiv f. österr. Gesch. Bd. 6S, S. 180).
4. Der Senat von Ragusa schreibt am 14. November 1457 dem König von Ungarn: »ferunt insuper dictum Turchorum dominum esse Ploudini« (Gelcich und Thallóczy, Diplomatarium relationum reipublicae Ragusanae cum regno Hungariae p. 602) und theilen dasselbe am 7. Febr. 1458 dem Frater Jacobus de Marchia mit: »Ploudini eum esse sentimus« (ib. p. 604).
5. In den »Lamenta de foris 1470« des Ragus. Gerichtsarchivs klagt der Tuchhändler Ratchus filius Benchi zimatoris aus Ragusa seinen Genossen Vochsa Vocassinouich Carussouich de Canali, «cum ipse Ratchus venisset de Ternouo in partibus Bulgarie ad Ploudinum sine dictum Philipopuli« ... »in carauana« ... »et in dieto loco Ploudino hospitati essent ambo ipsi predicti Ratchus et Vochsa in domo Jouani Sismani«, da seien ihm die »bisacce« aufgeschnitten und 7000 »aspre turchesche« gestohlen worden, »tamen ignorat per quem« (in den Lamenta 1467 ist die Stadt aber einmal nur als Filippopoli genannt).
6. In dem nicht datirten Handelsprivilegium des Sultan Mohammed II. (1451—1481) au die Ragusaner (Mon. serb. 525: heisst es: »како ѣ законъ ȣ Дренополъ, ȣ Пловьдинȣ и ȣ Кратовȣ«; diese Stelle ist wiederholt in Privilegium des Bajezid II. 1481 (ib. 527).
7. Am 9. Juli 1485 wird ein Ragusaner »Maroe cimator habitator Ploudini« erwähnt (L. Rogatorum 1485—89, Arch. Rag.).
8. Auftrag des Senats von Ragusa an die Gesandten, die mit dem Tribut zur Pforte reisten, vom 17. Jänner 149S, sie sollen unterwegs den Sandžakbeg »a Ploudin« besuchen.
9. Ebenso an ihre Nachfolger 11. Jänner 1499, sie sollen »ad Schopie, Sophia. Andrenopoli et Ploudino« gewisse Gelder »segundo le lettere de cambii« sammeln (Lett. e Commissioni di Lev. 1493—1528, Archiv Rag.).
10. Der Serbe Michael Konstantinović von Ostrovica, der 1455—1463 im Janitscharencorps diente und am
1. Neben Plovdin kommt, wörtlich aus dem Griech. übersetzt, auch Филиповъ градъ vor (wie Glasnik 22, 290), ja in der aus dem Griech. übersetzten Vita des heil. Theodosius von Trnovo wird auf der Trnover Synode 1360 Manuel, митрополитъ фїлїпоупóльскыи erwähnt (Panegyrik von Ryla f. спѳ). Ebenso findet man neben Odrin Аньдрїановь градъ aus Ἀνδριανούπολις, neben Коньстаньтиновь градъ aus Κωνσταντινούπολις.
599
Ende des XV. Jahrh. in Polen seine »Pamiętniki Janczara« dictirte, schreibt auch Plowdin. Aus ihm schöpfte Václav Hájek z Libočan, der in seiner »Kronika česká« (1541, f. 418 v.) schreibt: »y táhli 1445 (König Vladislav, Hunyad und der serbische Despot) vpřymo až do Bulgary, až blízko k gednomu miestu, genž slowe Plaudyn«.
11. In glagolitischer Schrift lesen wir den Namen in einem Briefe des »pop Tomaš, kanonik crkve Senjske« aus Ragusa 17. Juli 1529 an den Knez Ivan Obrdanac; der Sultan sei mit seinem Heere nach Drenopolje (Adrianopel) gezogen, »odtole se dviže u Plovdin
« zum Fest des »Barian«, um dann nach Sofia und Niš weiterzuziehen (Kukuljević, Acta croatica, Agram 1863, S. 234).
12. Benedict Curipeschitz von Obernburg schreibt in dem Itinerarium der kaiserl. Gesandtschaft nach Constantinopel (gedruckt 1531), dieselbe sei 5. Oct. 1530 »nach dem Plaitnerfeld (zuvor auch Pleydtnerfeld geschrieben, das »Plovdinsko polje«, zu der stat Plaudni« (wohl für -din gedruckt) gekommen und nennt »Ploudni« auch auf der Rückreise.
13. Auch Ant. Verantius lernte auf seiner Gesandtsehaftsreise 1553 den Namen Ploudin kennen (Ausg. der ungar. Akademie I, 323, vgl. Dr. P. Matković, Rad jugosl. akad. Bd. 71, S. 40).
14. Der Ritter Dernschwam schreibt 1553: »seind wir gen Philipopolis komen, nennen die Bulgaren und Türcken Plodi, etliche auch Philibbo« (türk. Filibé); MS. des Prager Museums, vgl. H. Kiepert, Hans Dernschwam's orientalische Reise im »Globus« Bd. LII, 1887, SA. S. 23.
15. Der venetianische Geograph Domenico Negri (Domenici Marii Nigři Veneti Geographiae commentariorum libri XI, Basileae 1557, p. 270) spricht bei der Erklärung der aus dem Alterthum überlieferten Ortsnamen auch von Plotinopolis und bemerkt »Ploudim (sic) modo а barbaris nuncupata, in distributione viarum sita«.
16. Mariano Bolizza aus Cattaro (1614) kennt auf der Route von Cattaro nach Constantinopel »Plovdin cioe Filippopoli« (Ausg. von Ljubić, Starine XII, 197).
17. Ivan Gundulić († 1638) sagt in seinem »Osman« (XIX. Gesang, V. 489; Stari pisci IX, S. 514) von einem Türken: »rodi se ovi u Plovdinu« (Reim dazu: poginu) [2].
18. Plovdin für Philippopolis hat auch Mikalja, Thesaurus linguae illyricae (1649).
19. In einem Schreiben von 1680 wird »Fra Elia da Chiprovaz, al presente missionario in Colocevo (Kalačevo, jetzt Kylyčli, vgl. Cesty 102) di Ploudin« erwähnt, bei den katholischen Paulikianern der Umgebung von Philippopolis (Monum. spect. hist. Slavorum merid. XVIII. Acta Bulgariae ecclesiastica ed. Fermendžin, Zagrabiae 1887, p. 295).
20. Der Metropolit Meletios von Arta († 1714), Γεωγραφία παλαιὰ καὶ νέα (Venedig 1728), kennt p. 439 Philippopolis, türk. Φιλιππέ, sowie einige Orte der Umgebung, spricht dann von Dimotika, dem in Ruinen liegenden Trajanopolis, und erwähnt Plotinopolis, angeblich κοινῶς Πλουδίν (р. 439B); zu dieser Zusammenstellung mag ihn Negri geführt haben.
Die Quellen (nur in Nr. 3 und 14 fehlt die Endung) kennen also bis in's XVII. Jahrh. bloss die Form auf -in. Im Lande selbst ist sie jetzt vergessen;
2. Jaketa Palmotić Gjonorić († 1680) hat in seinem »Dubrovnik ponovljen« (Ausg. von Skurla, Ragusa 1878, S. 326 ff.) im 16. Gesang nur die Form Filiba fern. (aus dem türk. Filibé): put Filibe, k Filibi, u Filibu.
600
eine Erinnerung daran ist der Name einer Art Weintrauben plovdina (Periodičesko Spisanie XVI, 165).
Gegenwärtig herrseht in Bulgarien nur die Form Plóvdiv, Einwohner Plovdivčenin, Adj. plovdivski. Drinov (Nanka 18S2, S. 357) hat sie bis zu Notizen in bulg. Handschriften von 1636 (zweimal), 1656 und 1687 verfolgt; sie kommt auch in dem Laibacher Codex aus dem XVI.—XVII. Jahrh. vor (Алеξандрь, сынь Филиповъ, оть Пловдивъ cit. bei Miklosich, Lex. palaeoslov.). Die Bezeichnung des durch die Schlacht in den römischen Bürgerkriegen berühmten und aus der Apostelgeschichte bekannten makedonischen Philippi (türk. Filibedžik) als въ Плъп'дивѣ in dem Leinberger Codex (wann geschrieben?), welche Herr Prof. Kalužniacki entdeckt hat, ist von grossem Interesse; die Uebereinstimmung mit Pulpudeva des Jordanes ist überraschend. Das Räthsel ist aber auch damit nicht völlig gelöst. Wie kommt es, dass im XIV. bis XVII. Jahrh. die Form Plovdin herrschte und auch den Ausländern bekannt wurde, um dann wieder einer der antiken viel näher kommenden Form auf -iv Platz zu machen?
Kenner der armenischen Literatur könnten uns Aufschluss geben, ob in armenischen Quellen Philippopolis ausser dem griechischen Namen noch anders genannt wird; waren ja die armenischen Colonien um Philippopel und Adrianopel in der byzantinischen Zeit sehr stark und zahlreich.
Const. Jireček.